Erscheinungstermin: 12. März 2014

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Detlef Bluhm | Vorwort | Von Stanislaw Lem und der Zukunft der Buchkultur

Dämmerung [crepusculum] heißt das schon einige Zeit vor dem Aufgange und noch einige Zeit nach dem Untergange der Sonne stattfindende, mehr oder weniger erhellende Licht, jenes die Morgendämmerung, dieses die Abenddämmerung. | Herders Conversations-Lexikon | 1854–1857

Die Buchbranche befindet sich gegenwärtig zwar nicht im Dämmerzustand, aber mitten in einer Zeitenwende, die an technologischem Wandel kaum zu überbieten ist und deren Zukunft allerhand Überraschendes mit sich bringen wird. Wir stehen ja erst am Anfang des vierten Umbruchs der Mediengeschichte, der digitalen Revolution, und können schon aufgrund der enormen Geschwindigkeit technischer Entwicklungen nur Vermutungen über die nähere Zukunft anstellen. Ob also für das Buch, seine Kultur und die Märkte, auf denen es vertrieben wird, ein Morgen oder ein Abend dämmert, wird hier mit Gewissheit nicht für alle Aspekte der Buchkultur und ihres Marktes festgestellt werden können. Nur eines ist sicher. Das Buch wird es als Inhalt oder Content oder Prinzip Buch immer geben, es hat ja bereits vor der Erfindung der Schrift existiert: als mündliche Erzählung, die von Generation zu Generation überliefert wurde. Nur seine Form – heute sagen wir dazu sein Ausgabeformat – hat sich im Lauf der Jahrtausende geändert. Die handgeschriebene Rolle aus Papyrus hat die mündliche Erzähltradition abgelöst, der fest gebundene Kodex aus Pergament folgte der Papyrusrolle und wurde ab 1450 von Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern verdrängt. Wie sich aber der Buchmarkt in nächster Zeit entwickelt und wie er in fünf, zehn oder gar zwanzig Jahren aussehen wird, darüber können nur Vermutungen angestellt werden.

Nicht mehr – aber auch nicht weniger – haben sich die Autorinnen und Autoren dieses Buches vorgenommen: sich in Originalbeiträgen für diesen Band vorzustellen, wie das Buch, seine Kultur und sein Markt zukünftig aussehen könnten. Als Mutmacher bei diesem riskanten Vorhaben hat dieser kurze Text von Stanislaw Lem Pate gestanden: »Den ganzen Nachmittag verbrachte ich in der Buchhandlung […] Sie erinnerte an ein elektronisches Labor. Bücher waren kleine Kristalle mit gespeichertem Inhalt. Lesen konnte man sie mithilfe eines Optons. Der sah einem Buch sogar ähnlich, allerdings mit nur einer einzigen Seite zwischen den Einbanddeckeln. Berührte man dieses eine Blatt, so erschienen hintereinander die Textseiten in ihrer Reihenfolge […] In der Buchhandlung befanden sich eigentlich nur einzelne Buchexemplare, und wenn jemand sie brauchte, wurde der Inhalt des angeforderten Werks in einem kleinen Kristall festgehalten […] Also wurde das Buch sozusagen jedesmal neu gedruckt, wenn jemand es brauchte. Probleme von Auflagen, ihrer Höhe oder des Vergriffenseins hatten aufgehört zu existieren […] Ich konnte alle meine Einkäufe in einer Tasche unterbringen, obwohl es an die dreihundert Titel waren.« Diese Zeilen finden sich in Stanislaw Lems utopischem Werk Transfer, das 1961 erschienen ist. Der Roman beschreibt das uns heute längst vertraute E-Book und seine Lesegeräte mit verblüffender Genauigkeit – zu einer Zeit, als kaum jemand eine derartige Technologie im Auge hatte. Angespornt von diesem Weitblick haben wir versucht, nach vorne zu schauen und für diesen Band zu überlegen, was kommen könnte: in absehbarer Zeit und manchmal sogar darüber hinaus. Dabei hat sich jede Autorin, jeder Autor von einem ganz eigenen Standpunkt aus auf den Weg gemacht. Es sollte hier nicht darum gehen, eine einheitliche Sicht auf mögliche Entwicklungen zu präsentieren. Vielmehr bestand von Anfang an die erklärte Absicht, unterschiedlichen Perspektiven Raum zu geben.

Gutenbergs Erfindung hat unsere Welt grundlegend verändert. Der Buchdruck hat die Deutungshoheit des Klerus und des Adels infrage gestellt, breiten Bevölkerungsschichten Zugang zu Informationen und Bildung verschafft, die Reformation ermöglicht, die Aufklärung befördert und vieles andere mehr bewirkt – bis in die heutige Zeit. Er hat auch den Buchmarkt seiner Zeit ordentlich durcheinandergewirbelt. Herkömmliche Berufe starben aus, neue entstanden. Traditionelle Buchhandlungen verschwanden, junge Unternehmen haben den Markt neu erfunden. Dieser Prozess hat viele Jahrzehnte angedauert. Die Digitalisierung wird unsere Welt, den Buchmarkt und die Buchkultur womöglich noch grundlegender verändern, als wir uns heute vorstellen können. Für uns Autorinnen und Autoren sieht es deshalb so aus, als befinde sich unsere Branche gerade am Vorabend eines neuen Morgens.

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14 Gedanken zu „Erscheinungstermin: 12. März 2014

  1. Wo kann ich denn „Bücherdämmerung“ als E-Book ohne DRM erwerben?

    • Nun ja, da Sie ganz offensichtlich entgegen den Betrachtungen im Buch einen sehr undigitalen Ansatz gewählt haben, bin ich nicht umhin gekommen, nun doch das gedruckte Exemplar zu erwerben, obwohl es mittlerweile absurd erscheinen mag für eine Reihe von aufgearbeiteten Meinungs-Artikeln, Meinungen von geringem Nachschlagewert. Und so bin ich nun auch gezwungen, hier unter völliger Kontext-Entkopplung ein paar Anmerkungen zum Inhalt abzugeben:

      S. 38: Amazon’s Verdienst ist ganz und gar nicht, Texte in ein gut lesbares E-Book zu formatieren. Vielmehr waren sie die ersten, die es geschafft haben (infolge des schon vorher bestehenden Online-Buchversandhandels), einen Vertriebskanal für textbasierte digitale Werke zu etablieren. Im Netz wurde und wird eigentlich nicht für Webseiten bezahlt, dabei sind E-Books technisch gesehen genau dies.

      S. 71: Oder aber, in Klara’s Verlag sind alle jemals aufbereiteten gemeinfreien sowie frei lizenzierten E-Books lieferbar.

      S. 89: Zwischen „am Computer auf der Arbeit“ fehlt ein Komma.

      S. 91: „Social-Media-Industrie“: gemäß der vorher eingeführten Definition von „Social-Media“ kann es keine Industrie derselben geben, weil eine solche stets nur eine Untermenge der allgemeinen Social-Media-Community wäre, letztere auch nicht infolge von ersterer zustandekommt. „warum eigentlich keiner seiner Freunde“ muss heißen „ihrer“.

      S. 109: Auch am gedruckten Buch erwirbt der Leser nur ein Nutzungsrecht, die physische Manifestation des Werkes kann er aber durchaus besitzen (und eigentlich technisch gesehen auch immaterielle Güter, in dem Fall die E-Book-Datei, da die rechtliche Behandlung derselben nochmal etwas anderes ist). Wenn der Leser in der Lage ist, ein E-Book entgegenzunehmen, dann gibt es technisch keinen Grund, weshalb dieses nicht auch zur Anzeige gelangen könnte (außer freilich infolge der künstlichen technischen Verknappung, die offenkundig ganz grober Unfug ist).

      S. 133-149: Das grundlegende Problem an dieser Stelle ist, dass das Urheberrecht immer noch nicht an die faktische Realität der heutigen digitalen Verhältnisse angepasst wurde, wo jeder alles ohne die geringsten Kosten vervielfältigen und verbreiten kann (gerade dafür ist Digitaltechnologie ja auch geschaffen). Die umfangreichen Befugnisse des Urhebers als vormals rein industrielle Regulierung stehen nun in starkem Widerspruch zu den Interessen des einzelnen Nutzers sowie der Gesellschaft insgesamt (S. 144), und dies allein darum, weil die Geschäftsmodelle zur Kompensierung des Autors weiterhin an den ehemals hohen Investitionskosten für eine Veröffentlichung ausgerichtet sind. Das Urheberrecht soll die Schaffung von Werken fördern, und wie dies ökonomisch früher nur bei aussichtsreicher Refinanzierung des Investors sowie der daran gekoppelten Kompensation des Autors sinnvoll war, sorgt dasselbe Prinzip unter den heutigen Gegebenheiten für das exakte Gegenteil, indem die Nutzung als auch Schaffung von Werken durch die restriktive Ausnutzung des Urheberrechts behindert und verhindert wird, aber auch ein Rechteverwerter ungerechtfertigt einen zu großen Anteil am Erlös einbehält (die Kompensierung nicht mehr richtig funktioniert) und bei alternativen Geschäftsmodellen ein Autor bei entsprechendem Interesse an seinem Werk derart reich werden kann, dass er sich nie wieder mit der Schaffung eines neuen Werkes zu beschäftigen braucht. Um diese Probleme zu beheben, muss eine Verlagerung stattfinden weg vom Verkauf einzelner Gegenstände und hin zur Kompensierung der Schaffung von Werken.

      S. 147: Bei nicht-knappen Gütern gibt es ja noch viel, viel weniger Grund, diese nicht jedermann zur Verfügung zu stellen. Wenn wir schon das Teilen von knappen Gütern als ethisch wünschenswerten Vorgang betrachten, dann die Bereitstellung von nicht-knappen Gütern umso mehr. In beiden Fällen muss nämlich die Unterlassung als moralisch fragwürdig angesehen werden. Man denke nur mal an eine Mantel-Vervielfältigungsmaschine, mit der man zwar nicht wirklich „teilen“ könnte, aber auch nicht müsste, weil jeder, sowohl St. Martin als auch der Bettler, eine beliebige Anzahl von Mänteln besitzen könnte.

      S. 148: Nicht nur die durch das Urheberrecht eingeräumten Befugnisse, sondern auch dessen Schrankenbestimmungen müssen infolge der technologischen Veränderung neu bewertet werden. So wird das Recht auf Privatkopie durch DRM technisch künstlich ausgehebelt und ist damit in der Praxis unwirksam. Ein modernes, digitalverträgliches Urheberrecht müsste den Verbot von DRM festschreiben, stattdessen hat die „Reform“ des Urheberrechts die Umgehung eines „wirksamen technischen Schutzes“ unter Strafe gestellt, und zwar auf Geheiß der Rechteverwerterlobby, während es eine Nutzer- und Leserlobby nicht gibt und die Gesetzgebung dementsprechend einseitig ausfällt.

      • Detlef Bluhm sagt:

        Hallo Stephan Kreutzer,
        vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Hier meine Antworten dazu:
        Zu Amazon: Von einem »Verdienst« Amazons ist in Bezug auf das KDP (Kindle Direct Publishing) in meinem Text keine Rede – dieses Wort bzw. diese Wertschätzung käme mir bei Amazon auch gar nicht in den Sinn, denn das KDP ist selbstverständlich keine Freundlichkeit des Unternehmens sondern ein weiterer Baustein in der Erweiterung seiner Wertschöpfungskette und des Ausbaus seiner fast schon monopolartigen Stellung. Und E-Books sind meiner Meinung nach weder technisch noch inhaltlich mit Webseiten zu vergleichen.
        Zu Klara: Ja, auf ihrer Webseite »sind alle jemals aufbereiteten gemeinfreien sowie frei lizenzierten E-Books lieferbar«, also recherchierbar, einsehbar usw.
        Zur Kommasetzung: Ja, danke!
        Zu Social-Media-Industrie: Facebook, YouTube, Twitter & Co. sind mit ihren Werbeeinnahmen, Börsengängen und Firmeneinkäufen nichts anderes als eine ungeheuer expansive und einflussreiche Industrie, die jedenfalls versucht, unser Kommunikationsverhalten erheblich zu beeinflussen und von den Daten lebt, die wir im Netz hinterlassen. (Danke aber auch hier für die richtige Textkorrektur!)
        Zu den Nutzungsrechten an gedruckten Büchern: Mit dem gedruckten Buch erwirbt der Käufer eben mehr als ein Nutzungsrecht. Er kann es verschenken, verleihen, verkaufen, vererben. Dies ist bei einem E-Book (aus rechtlichen, nicht aus technischen Gründen) nicht möglich.
        Uns selbstverständlich gelangt ein E-Book nach dem Erwerb des Rechtes zu seiner Nutzung auch zur Anzeige. Aber nur, weil eine ausführende Reading-Software mitgeliefert wird. Mit all den Konsequenzen, die Volker Oppmann in seinem Beitrag schildert.
        Zum Urheberrecht: Das »grundlegende Problem«, das Sie hier ansprechen, ist ja seit langem bekannt, jedoch ist Ihre Forderung von einer Verlagerung weg vom Verkauf einzelner Gegenstände hin zur Kompensierung der Schaffung von Werken recht unkonkret und beantwortet nicht die Frage, wer und in welcher Höhe und für welchen Zeittraum den Rechtsinhaber für diese Schaffung bezahlen soll. Auch berücksichtigt Ihre Einlassung nicht die Tatsache, dass Dritte (beispielsweise Verlage) oft zur »Veredelung« von Werken in erheblichem Umfang beitragen.
        Zu Teilen: Selbstverständlich kann man der Meinung sein, dass die heutige technische Möglichkeit des unbegrenzten Teilens von Gütern (Büchern) auch dazu berechtigen sollte. Doch derzeit steht dem das geltende Urheberrecht (und wie ich finde: aus guten Gründen) entgegen.
        Zu DRM: Ich persönlich halte das Thema DRM für völlig überbewertet und war schon immer der Meinung, dass wenn einer eine zehn Meter hohe Mauer baut, jemand anderes eine elf Meter hohe Leiter konstruiert.
        Viele Grüße, Detlef Bluhm

      • Zum E-Book: Dann würde mich aber durchaus interessieren, was ein E-Book stattdessen ist oder sein könnte. Sascha Lobo und Dorothee Werner haben ja auf der Re:publica 2014 einen Vortrag zum „Betriebssystem Buch“ gehalten, auch hat Volker Oppmann auf der LOG.OS-Webseite im Juli 2013 „Was ist ein Buch?“ und im August 2013 „Welche Funktion hat ein Buch?“ gefragt – ein erster Einstieg zur Auseinandersetzung mit dem Thema vielleicht. Womöglich habe ich mich aber auch nur ungenau ausgedrückt: freilich ist ein E-Book nicht identisch mit einer Webseite, jedoch kommt in hohem Maße Web-Technologie zum Einsatz, sodass Internet-Infrastruktur und Web-Protokolle zum wegabstrahierten universellen Transportmittel bzw. Träger für Textbestände werden. Zu inhaltlichen Unterschieden kann ich nicht viel sagen, kann denn nicht beinahe alles Buch und E-Book werden?

        Zur Social-Media-Industrie: Ohne Frage existiert im Bereich „Social Media“ eine Industrie, die auf den Effekten sozialer Medien aufbaut und sich dieser bedient. Auf S. 87 habe ich allerdings erfahren, dass z.B. auch die Wikipedia unter „Social Media“ gezählt wird, die ja nun wie viele andere Web-Angebote nicht durch ein entsprechendes Unternehmen hervorgebracht wurde oder von einem solchen irgendwie verwertet wird. Das „soziale“ in den sozialen Medien impliziert geradezu, dass eine Gemeinschaft an gleichberechtigten Teilnehmern in/mit diesen Medien agiert und Beiträge zu selbiger leistet. Dass die maßgeblichen Austauschplattformen von einigen wenigen Unternehmen betrieben werden, stellt ein riskantes Versäumnis im Experiment „Internet“ dar, welches zukünftig aber repariert werden kann.

        Zu den Nutzungsrechten an gedruckten Büchern: Aus rein urheberrechtlicher Sicht darf ich ein gedrucktes Buch doch auch nicht öffentlich lesen oder eigenständig nachdrucken und verbreiten.

        Wenn ein E-Book auf Web-Technologie basiert und in einem Online-Shop per Web-Technologie eingekauft wird, kann ein Leser mit derselben Software (Browser), mit welcher im Shop eingekauft wurde, auch das E-Book zur Anzeige bringen, eines speziellen Anzeigeprogramms bedarf es nicht (außer, man sorgt künstlich für Inkompatibilität). Wenn Texte einmalig in ein offen spezifiziertes Format gebracht wurden, steht technischerseits ihrer Verarbeitung, Bereitstellung und Anzeige eigentlich nichts im Wege.

        Zum Urheberrecht: Wer soll in welcher Höhe für welchen Zeitraum den Rechtsinhaber und Dritte (beispielsweise Verlage) bezahlen? Möglicherweise könnte ein interessiertes Publikum für die Bezahlung von Autor und Dienstleister per Crowdfunding sorgen. Der Kladde-Verlag bietet dies erstmalig an, wobei hier das Funding wohl nicht zur Kompensation des Autors verwendet, sondern die Entlohnung durch den Verkauf von gedruckten wie digitalen Exemplaren bewerkstelligt wird, was in dem Fall durchaus in Ordnung ist, da Risiko und Refinanzierungsdruck komplett wegfallen und demnach das Ergebnis frei lizenziert werden kann (was der kommerziellen Nutzung keineswegs entgegensteht oder diese gar verhindern würde). Noch gibt es keine allgemeine Plattform, wo Autoren, Dienstleister und Leser die Erstellung von Werken gemeinsam unter Wahrung ihrer jeweiligen Interessen betreiben können, allerdings stehen wir ohnehin noch ganz am Anfang dieser Entwicklungen, erst Recht in Deutschland.

        Zu Teilen: Die guten Gründe für das derzeit geltende Urheberrecht speisen sich doch wahrscheinlich primär aus den derzeit weiterhin vorherrschenden prädigitalen Geschäftsmodellen und deren Aufrechterhaltung, oder etwa nicht? Könnten sich diese als hinfällig erweisen, sobald sich eine Alternative etabliert?

        Zu DRM: Ja, DRM macht technisch keinen Sinn, da alles, was irgendwie konsumierbar sein soll, auch abgegriffen werden kann. Da aber die Konstruktion, der Besitz, die Weiterverbreitung sowie die Benutzung von hohen Leitern illegal ist und die Mauer auch immer höher werden kann, werden selbst legale Nutzungen damit eingeschränkt oder verhindert.

  2. … Und die Erscheinungsform von Inhalten, die relevant sein sollen, hat sich irreversibel verändert. Daher gibt es ja auch diesen Blog, den ich auf dem iPad nutze!

    • Detlef Bluhm sagt:

      Da stimme ich Dir voll und ganz zu!

    • Matthias Ulmer sagt:

      Verstehe ich nicht. Es gibt Wissenschaftliche Veröffentlichungen, die höchste Relevanz beanspruchen, und deshalb als gedruckter Zeitschriftenartikel oder als Monografie erscheinen, es gibt andere, die als Artikel in einem digitalen Angebot erscheinen.
      Es gibt Verlautbarungen von Google, die in gedruckter Form als ganzseitige Anzeige in Tageszeitungen erscheinen, es gibt Kommentare hoher Relevanz, die in der Zeit oder im Economist erscheinen. Es gibt Mitteilungen über Verlobungen oder Schwangerschaften, die von It-Größen gewittert werden.
      Präsidenten und Kanzlerinnen greifen gerne zur Fernsehansprache an das Volk, um Außergewöhnliches zu kommunizieren. Der Papst stellt sich dazu auf einen Balkon.
      Künstler greifen zum Kurzfilm, Langfilm, zum Buch oder Hörspiel, zum Fernsehspiel, zur Leinwand etc.
      Und es gibt Meldungen, die über Facebook an eine Million Mitglieder ausgeliefert werden und nur von 200 wahrgenommen werden.
      Irgendwie ist das alles wie es schon vor 500 Jahren war: jeder sucht sich das ihm angemessene Medium. Und alle Medien ändern sich kontinuierlich. Was also hat sich JETZT IRREVERSIBEL bei der Publikation von RELEVANZ verändert?

  3. Nachtrag: Bücher sind das am besten perfektionierte Medienformat. Sie können die Welt aber nicht (mehr) verändern. Das geht nur über Inhalte…

    • Detlef Bluhm sagt:

      Auch hier gehe ich mit Dir nicht konform. Bücher waren schon immer Inhalte und sind es immer noch. Allerdings heute nicht nur allein über das Ausgabeformat des Gedruckten.

      • Leonard sagt:

        Ich erachte es als unabdingbar, den Zusammenhang von Inhalt und Form genauer zu studieren. Es gibt umfangreiche Forschung dazu. Form ist nicht wie ein Jacke zu begreifen, die sich der Inhalt nach Belieben überstülpen kann. Form bestimmt vor allem die Wahrnehmung. Das Buch als Form impliziert bspw. die Forderung nach Konzentration. Das ist nicht nur auf den Leser bezogen. Auch wer ein Buch publizieren will, hat mehrere Hürden zu nehmen, die jeweils Konzentration und Prüfung der eigenen Arbeit erfordern. Es kommt durch diese Phase so etwas wie Selbstzensur in den Mitteilungsprozess. Damit ist nichts Politisches gemeint, sondern der Mechanismus, der mich etwa auch davon abhält, jemand anderen zu benachteiligen. Das Buch speichert meine Mitteilung unabsehbar lange und setzt entsprechend meine darin gefassten Behauptungen der Prüfung und Kritik aus. Damit werde ich also zur Sorgfalt angehalten.
        Die Form kann auch die Zahl der Publikationen limitieren, beim Buch etwa durch die Abhängigkeit von materiellen Ressourcen. Das als Nachteil zu deuten, missachtet die Bedingungen eines öffentlichen Diskurses, der auch seine Konzentration auf bestimmte Thesen usw. braucht, um einer Gemeinschaft gemeinsame Themen und Diskussionen zu ermöglichen. Es gibt also einen Rattschwanz an Problemen bei der Frage nach Inhalt und Form.

  4. Wehret den Anfängen: Gutenberg hat nicht den Buchdruck erfunden, sondern das Setzen mit beweglichen Bleilettern. Die Buchdruckkultur hat sich im Nachgang daraus entwickelt. –Heute, im Digitalzeitalter, würde Gutenberg sich um Kommunikation mit beweglichen Daten beschäftigen, sicher nicht mit Buchdruck oder Buchkunst. Und wir müssen überlegen, wie sich das im Nachgang weiter entwickeln lässt.

    • Detlef Bluhm sagt:

      Hallo Andreas Weber, da kann ich nicht ganz zustimmen. Gutenberg hat ja nicht nur den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden, sondern auch die 42-zeilige Bibel (und viele andere Bücher und Schriften) gedruckt und vertrieben. Dazu musste er diverse neue Technologien entwickeln. Er hat also auch die Buchdruckkultur begründet.

      • Oh je, es wird mir ganz Bang um Gutenberg und seine Wirkungsgeschichte. — Und überhaupt: Was meint denn Buchdruck? Gutenberg hat doch gar keine Bücher gedruckt, sondern Einzelblätter/Lagen. Der Kunde hat die dann binden lassen, nachdem Illustratoren ihr Werk vollendet hatten.

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